Symposium: Internationale Experten diskutieren Risikostrukturausgleich

Berlin. Seit über zwanzig Jahren gibt es ihn schon: den Risikostrukturausgleich (RSA) in der gesetzlichen Krankenversicherung. Aber lange nicht mehr wurde so heftig über ihn gestritten wie heute. Krankenkassen und Wissenschaftler überschlagen sich derzeit mit Anpassungsvorschlägen, ein Auftragsgutachten reiht sich ans andere.

Vor diesem Hintergrund veranstaltet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) heute das Symposium mit dem vielversprechenden Titel: „Risikostrukturausgleich. Internationale Impulse für Deutschland“. RSA-Forscher des im Jahr 2000 gegründeten internationalen Risk Adjustment Network (RAN) berichten in Berlin über die Erfahrungen mit ähnlichen Ausgleichssystemen in ihren Ländern und geben damit Anregungen für die Weiterentwicklung des RSA in Deutschland.

WIdO-Geschäftsführer und RSA-Experte Prof. Dr. Klaus Jacobs vor dem Zusammentreffen: „Die deutsche Debatte über den RSA ist eher kurzatmig und erkennbar von Einzelinteressen verschiedener Marktteilnehmer geprägt.“ Die grundlegenden Funktionen des RSA – die Vermeidung von Risikoselektion sowie eine Versorgungsorientierung im Krankenkassenwettbewerb – gerieten dabei zunehmend aus dem Blick. Notwendig sei aber eine nüchterne wissenschaftliche Analyse, bei der Erkenntnisse aus anderen Ländern möglicherweise hilfreich sein können, um zu Verbesserungen zu kommen. „Deshalb veranstalten wir heute dieses wissenschaftliche Symposium mit Playern aus der Champions League der internationalen RSA-Forschung.“

An einer Versachlichung der Debatte ist auch Frank Plate gelegen. Der Präsident des Bundesversicherungsamtes (BVA), das den RSA in Deutschland durchführt, wird das Grußwort zur Veranstaltung sprechen. Eine Standortbestimmung des deutschen RSA aus internationaler Sicht verspricht Prof. Dr. Randall P. Ellis aus Boston, der maßgeblich die Entwicklung risikoadjustierter Klassifikationsmodelle vorangetrieben hat. Auch die aktuelle Diskussion um die regionalen Dimensionen im RSA wird aufgegriffen: Prof. Dr. Konstantin Beck berichtet über die Erfahrungen, die die Schweiz mit ihrem System gemacht hat.

Weitere Vorträge beschäftigen sich mit dem Umgang mit Hochkostenfällen im RSA (Prof. Dr. Wynand van de Ven, Niederlande) und sozioökonomischen Merkmalen im RSA (Prof. Dr. Erik Schokkaert, Belgien). Durch die Veranstaltung führt der RAN-Vorsitzende Prof. Dr. Jürgen Wasem. Er leitet den Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen und ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des BVA zur Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs.

Hintergrund 

Im Risk Adjustment Network (RAN) haben sich über 30 renommierte Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammengeschlossen, die führend auf dem Gebiet von Risikoausgleichssystemen in der Gesundheitsversorgung und ihrer Finanzierung sind. Ziel des Netzwerks ist es, den internationalen wissenschaftlichen Austausch über die Weiterentwicklung dieser Systeme zu stärken. Die Erkenntnisse sollen  für den politischen Prozess nutzbar gemacht werden. International gibt es kein anderes vergleichbares Netzwerk.

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